3. Erivan-Auktion „United States“: 45 000 US Dollar für den Mann mit der Pfeife!
Sprang von 7500 auf 45 000 US Dollar: Brief mit dem Fancy Cancellation „Mann mit der Pfeife“ von Waterbury.
(pcp-wm) Eine Erivan-Auktion ist nicht nur in Wiesbaden oder Zürich etwas Besonderes. In den USA finden die Versteigerung auch hohe Beachtung und eine rege Nachfrage. Kein Wunder, hat der frühere Milliardär Erivan Haub doch während seines philatelistischen Lebens Schönheiten und Seltenheiten der frühen amerikanischen Geschichte angehäuft, die ihresgleichen suchen. Der persönliche Bezug zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten war durch Haubs frühe Ausbildungsgeschichte gegeben, dem er später als Konzernlenker auch andere bekannte Wirtschaftsengagements folgen ließ. Bis zuletzt verbrachte er einen Teil des Jahres auf seiner Ranch in den USA, hütete dort einen Teil seiner Schätze und förderte zusammen mit seiner Frau Helga wichtige Kulturvorhaben.
Atemberaubende Steigerungen
Diese dritte Versteigerung in New York am 7. August 2020 enthielt zwar nur 163 Lose, ähnlich wie zuvor aufgeteilt nach United und Confederate States, zu denen exquisites Material von den frühen Postmaster-Ausgaben (Provisionals) bis hin zu Carriers und Locals sowie Fancy Cancellations enthalten waren. Gerade letztere scheinen seit geraumer Zeit amerikanische Sammler fast in den Wahnsinn zu treiben. Anders kann man es kaum formulieren, wenn man die Zuschläge betrachtet. Sicherlich war der Gesamtausruf der 163 Lose mit 494 630 US Dollar maßvoll angesetzt. Dass von diesen aber 157 (!) verkauft wurden, beweist das breite Interesse. Eine Verkaufsquote von 96,3 % kann man nur als bombastisch bezeichnen. Dem stand der Gesamterlös aller zugeschlagenen Lose in Höhe von 1 181 705 US Dollar nicht nach. Es gelang also, den Ausruf um fast das Zweieinhalbfache zu steigern! Nicht schlecht, Herr Specht! Immerhin muss der Käufer noch das Aufgeld dazu rechnen, dann waren viele Lose kein billiger Spaß.
Ein namhafter deutscher USA-Kenner, der gerade mit dem Material der Konföderierten Staaten sehr vertraut ist, soll gesagt haben: „Da ist kein Los billig weggegangen!“ Recht hatte er, wie der Blick auf einzelne Steigerungen ergab. Los 49 kletterte von 750 auf 10 000 US Dollar. Ein Beleg des Pony Express (Los 54) von 30 000 auf unglaubliche 210 000 US Dollar! Selbst niedrig ausgerufene Lose wie Nr. 60 (Beleg vom Western Express) brachten es mal locker von 100 auf 1400 oder Los 61 von 150 auf 5000 US Dollar. Dem stand Los 102 (General Issues) mit Ausruf 150 US Dollar und Zuschlag von 3250 US Dollar kaum nach. Dass Fancy Cancellations gefragt sind, wusste man. Dass aber der Stempel „Mann mit der Pfeife“ (Los 112) deshalb von 7500 auf 45 000 US Dollar klettern würde, hätte wohl kaum einer zu prophezeien gewagt. Noch höher stieg Los 114 (African American Profile-Stempel). Immerhin war das exzellent erhaltene Stück bereits mit 25 000 US Dollar angesetzt. Es brachte 120 000 US Dollar. Last but not least erzielte ein Union Patriotic Cover (Los 157) 1200 US Dollar. Der Ausruf hatte bescheidene 50 US Dollar betragen!
Anders als bisher hatten dieses Mal die Käufer nicht das Internet, sondern das Telefon bevorzugt. Sie wollten auf Nummer sicher gehen, und Telefonbieter stellten die höhere Zahl der Käufer. Global Philatelic Network-Chef Dieter Michelson berichtete: „Die Auktion sollte um 15 Uhr Ortszeit beginnen. Um 15.45 Uhr ging es dann los. Das letzte Los war um 21 Uhr Ortszeit in Manhattan zugeschlagen. Bei einer 30-minütigen Pause sind das sage und schreibe 4 Stunden 45 Minuten für 163 Lose. Das sind 34 Lose pro Stunde!“ Die Zahlen verdeutlichen aber, wie die sicherlich nennenswerte Zahl der Internetbieter zur Steigerungs-Orgie beigetragen haben, auch wenn sie letztlich nicht erfolgreich waren.
Nun ja, Michelson mag sich trösten, auch wenn die Versteigerung so weniger Lose so viel Zeit in Anspruch genommen hat. Dafür waren die Verkaufswerte enorm. Dann arbeitet man auch schon einmal ein oder zwei Stündchen länger, oder?