31. Schlegel-Auktion: Hohe Zuschläge für Belege und Stempel
Die 31. Schlegel-Auktion wartete mit weit über 10 000 Losen, verteilt auf einen Haupt- und vier Sonderkataloge, auf. Die Fokussierung der Bieter auf interessante Abstempelungen und postgeschichtliche Belege zog sich wie ein roter Faden durch die Versteigerung vom 14. bis 18. November 2022. Dementsprechend lagen hier auch die höchsten Steigerungen und Zuschläge. Das galt nicht nur für Klassik und Semi-Klassik, sondern auch für „modernes“ Material, vor allem aus den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Begehrte Nachverwendungen aus Deutsch-Ostafrika
Den Auftakt der 31. Schlegel-Auktion, die sich über fünf Tage erstreckte, machten drei Sonderkataloge mit ganz speziellen Angeboten. Teil X der beliebten „Exklusivitäten der Philatelie“ brachte wieder ungewöhnliche Stücke vor allem der deutschen Philatelie. Es waren „nur“ 111 Lose, die es aber teilweise in sich hatten. Der seltene schwärzlichgrautürkise Probedruck 1 Mark Burg Rheinstein stieg von geschätzten 2500-3000 auf 6600 Euro Zuschlag. Ungezähnte SBZ-Seltenheiten der Provinz Sachsen in gestempelter Erhaltung liefen um den Schätzpreis herum, etwa die MiNr. 68 Y für 8600 (7500-9000) Euro. Eines von nur zwei bekannten gestempelten Zwischenstegpaaren der Französischen Zone MiNr. 9 bx – hier als waagerechter 4er-Streifen mit Zusatzfrankatur auf eingeschriebenem Fernbrief der 2. Gewichtsstufe – konnte mit 5800 Euro seinen Ansatz verdoppeln. In gestempelten 4er-Blocks präsentierte sich der Rotaufdruck-Satz von Berlin, der für 2800 (2000-2500) Euro mitgenommen wurde. Von 1000-1200 auf 2700 Euro steigerte ein postfrischer Währungsgeschädigten- Block mit dem neu entdeckten Plattenfehler „Grüner Fleck rechts am Handgelenk“ und „Bruch der Außenlinie unter S in POST“ bei der 10 Pf. Mit 13 000 (12 000-14 000) Euro fuhr eine Einzelfrankatur der Bizo-ne MiNr. A I a/I auf überfrankiertem R-Ortsbrief den höchsten Zuschlag ein. Begehrt waren auch frühe Dauermarken von Bund. Eine sehr seltene portogerechte Einzelfrankatur der MiNr. 128 landete mit 2400 Euro beim doppelten Schätzpreis. Ein gestempelter 6er-Block der MiNr. 136 spielte beachtliche 4600 (1500-1750) Euro ein. Und eine Einzelfrankatur der MiNr. 186 auf Kindergeld-Empfangsschein schoss von 1000-1200 auf 5200 Euro!
Schon im Vorfeld hatte der Sonderkatalog Deutsch-Ostafrika mit einer seit über 40 Jahren unberührten Sammlung für viel Furore gesorgt. Umkämpft waren hier weiterverwendete Poststempel meist auf Feldpostbriefen nach der Räumung der Orte während des Ersten Weltkrieges. Ein solcher Brief aus Aruscha stieg von 2200 auf 3000 Euro, aus Dodoma von 600 auf 1150 Euro. Der Stempel von Mkalama auf Zivilbrief kletterte von 1500 auf 1900 Euro, der von Moschi von 800 auf 1800 Euro. Überhaupt zogen Entwertungen das Interesse der Bieter auf sich. Ein sauberer Abschlag des Stempels von Musoma auf Bedarfs-Ganzsache sprang von 2200 auf 4000 Euro. 5200 (3600) Euro bot ein Käufer für eine handschriftliche Entwertung mit R-Vermerk aus Nangano. Ein sauberer Abschlag von Urundi auf Inlandspostkarte sprang von 4000 auf 11 500 Euro. Barfrankierungszettel von Amani auf Notpaketkarte bzw. Inlandsbrief zogen auf 18 000 (8000) bzw. 10 500 (6000) Euro davon. Eine Barfrankierung von Tanga konnte mit 5000 Euro den Schätzpreis verfünffachen. Ein Ausrufezeichen setzte eine Paketkarte aus Mohoro mit mehreren Exemplaren der 5 und 10 Pf aus den Beständen des Kreuzers „Königsberg“. Der Zuschlag lag schließlich bei 18 000 (12 000) Euro.
Auch die Belege aus der Berlin-Sammlung von Winfried Stemmler, der dritte Sonderkatalog am ersten Tag, fanden gute Aufnahme. So steigerte eine Einzelfrankatur der MiNr. 34 auf Einschreiben-Rückschein nach Zürich von 2400 auf 3600 Euro. Eine Einzelfrankatur der MiNr. 41 auf Auslandsbrief der 4. Gewichtsstufe lief mit 2200 (800) Euro ein. Von 450 auf 1500 Euro entwickelte sich eine Postlagerkarte mit der MiNr. 55. für 3000 Euro beim dreifachen Ausruf wechselte eine Orts-Ganzsachenkarte mit Zusatzfrankatur aus Schwarz- und Rotaufdrucken den Besitzer. Für den mit Abstand höchsten Zuschlag von 25 000 Euro sorgte eine einmalige Mehrfachfrankatur der 5 DM Schwarzaufdruck (siehe DBR 11/22, Seite 55). Von 500 auf 1600 Euro sprang eine Mehrfachfrankatur der MiNr. 67 auf Nordamerika-Brief. Ein Schnelldienstbrief mit einer Einzelfrankatur der MiNr. 19 zog von 4000 auf 10 000 Euro, ein anderer Schnelldienstbrief mit einer EF der MiNr. 34 von 3300 auf 7200 Euro.
Auch das Material im Hauptkatalog wusste zu gefallen. Im Sonderteil Braunschweig wurden viele Lose zum sechsfachen Ausruf zugeschlagen. Die rechte Hälfte eines Vineta-Provisoriums (DR MiNr. A I) auf Drucksache/Streifband ging für 8600 (7000) Euro in neue Hände. Bemerkenswert waren auch 2700 (1650) Euro für einen gestempelten Dienstmarken-Satz MiNrn. 1-14 aus dem Abstimmungsgebiet Schleswig. Ebenso eine Einzelfrankatur der Französische Zone MiNr. 8 auf Einlieferungsschein, für die der Hammer erst bei 1550 (250) Euro fiel.
Internet: www.auktionshaus-schlegel.de