32. Schlegel-Auktion: Rekordpreis für eine moderne Briefmarke!
Die 32. Schlegel-Auktion, die vom 15. bis 19. Mai 2023 in Berlin stattfand, beeindruckte einmal mehr mit Spitzenpreisen für deutsche Philatelie, in diesem Fall für die modernen Ausgaben ab 1945. Neben der Auflösung der Bund-Sammlung von Guido Gabisch mit Einheiten und Belegen deutscher Dauerserien sowie einem Sonderteil mit Ganzsachen mit Bezirkshandstempeln stand das einzige postfrische Exemplar der sog. Gscheidle-Marke im Blickpunkt. Vor 40 Jahren bereits von „Prüferpapst“ Hans-Georg Schlegel geprüft und für echt befunden, kam es nun erstmals unter den Hammer.
Begehrte Bund-Frankaturen
In seinem Attest vom 29. August 1983 – damals kannte man neben dem besagten postfrischen Exemplar nur drei gestempelte Gscheidle-Marken – bestätigte Hans-Georg Schlegel schon die Einmaligkeit dieses Stückes. Im Laufe der Jahre sind noch zwei Dutzend weitere Gscheidle-Marken in gestempelter Erhaltung aufgetaucht, aber tatsächlich kein einziges postfrisches mehr. „Das Prüfstück ist echt und hat Originalgummi. Die leichte matte Stelle auf der Gummierung beeinträchtigt nicht die Postfrische der Marke und ist, in Anbetracht der enormen Seltenheit, völlig belanglos“, hielt er damals schriftlich fest. Am 15. Mai 2023 begann die 32. Schlegel-Auktion um 10 Uhr mit 111 „Exklusivitäten“. Als Los 1 wurde die postfrische Gscheidle-Marke mit einer Schätzung von 100 000-120 000 Euro aufgerufen. Es entwickelte sich ein atemberaubender Bieterkampf, der erst bei 194 000 Euro endete. Die postfrische Gscheidle-Marke hat damit den Spitzenpreis für eine gestempelte Bogenecke der Hepburn-Marke deutlich übertroffen und ihr nun den Titel als teuerste moderne Briefmarke nicht nur Deutschlands, sondern der Welt abgenommen. Unter dem Licht dieses Spitzenergebnisses konnten auch andere Exklusivitäten glänzen. So zog das fünfte bekannte Exemplar der Wasserzeichenvariante DR MiNr. 152 Y von 10 000-12 000 auf 16 000 Euro. Ein Vorlagekarton mit aufgeklebter Reinzeichnung des 40-Pf-Wertes der Berliner Freimarkenserie „Berliner Bauten“ zog von 150-200 auf 530 Euro. Mit 600-750 Euro gestartet, sprang eine dekoratives teilgezähntes Seitenrandpaar der 25 Pf aus derselben Serie mit vollständiger HAN auf 2400 Euro. Für Aufsehen sorgten auch einige Goldmünzen aus dem Deutschen Reich. Für 10 250 (8000-10 000) Euro wurde die Mecklenburg-Strelitz 20 Mark von 1905, die nur eine Auflage von 1000 Stück hatte, mitgenommen. Einen gewaltigen Sprung von geschätzten 10 000-12 000 auf letztlich 30 000 Euro machte die 20 Mark von Sachsen-Meiningen aus dem Jahre 1872.
„Zu Lebzeiten hatte mein Vater mir öfter über die beeindruckende Ausstellungssammlung Posthorn erzählt, aber gesehen hatte ich sie bisher nie“, schreibt Andreas Schlegel in der Einleitung des Sonderkataloges der Bund-Sammlung von Guido Gabisch. „Im schönen Ambiente in Pfarrkirchen wurde mir diese beeindruckende Kollektion präsentiert. Hier wurde mit viel Wissen und natürlich entsprechenden finanziellen Möglichkeiten eine einzigartige Sammlung aufgebaut.“ Schlegel hatte sie in 680 Lose aufgeteilt, wobei der Schwerpunkt auf den Dauerserien Posthorn und Heuss lag. Auch spätere Dauerserien bis hin zu Heinemann sowie Industrie und Technik waren vertreten. Blickfänge waren zwei Mehrfachfrankaturen der 70 Pf Posthorn. Eine MeF 7 auf Paketkarte, bestehend aus einem senkrechten 3er-Streifen und einem 4er-Block, schoss von 3000 auf 14 500 Euro. Ein 4er-Block aus der linken oberen Bogenecke auf Inlands-Eilboten-Brief (Foto siehe DBR 5/23, Seite 52) kletterte gar von 2500 auf 18 500 Euro. Abseits dieser Topzuschläge gab es eine Menge beachtenswerter Resultate bei kleinerem und mittlerem Material.
Zu einer Erfolgsgeschichte wurde auch der Sonderteil mit rund 460 aktenfrischen SBZ-Ganzsachen mit Bezirkshandstempeln. Die Abteilung konnte vollständig, teils mit hohen Steigerungen, für 80 000 Euro verkauft werden.
Internet: www.auktionshaus-schlegel.de