35. Schlegel-Auktion: Top-Raritäten der deutschen Sammelgebiete
Ein abwechslungsreiches Angebot verspricht die 35. Versteigerung des Auktionshauses Andreas Schlegel, die vom 25. bis 27. November 2024 in Berlin stattfindet. Es wird in drei Katalogen präsentiert. Traditionell 111 Lose umfasst der Exklusivitäten-Katalog, auf den sich vor allem die Deutschland-Spezialisten wieder freuen dürften. Der Sonderkatalog „Polen“ mit rund 370 Positionen hat einen Schwerpunkt auf den Markenausgaben mit Aufdruck bzw. den Lokalausgaben während des Zweiten Weltkrieges. Den Abschluss bildet der Hauptkatalog mit etwa 4400 Losen verschiedenster Sammelgebiete.
Einmalige ungezähnte DR-Freimarke
Zu den Highlights gehören seltene Fotoessays aus dem deutschen Kaiserreich. 1889 gestaltete der jüngste Graphikdesigner der Reichsdruckerei die Motive. Sein Name: Paul Voigt. Zwei Jahre war die Reichsdruckerei gerade alt, da begann der hochtalentierte Paul Voigt dort seine Ausbildung. 25 Jahre später war er Chef der Gravierabteilung der Reichsdruckerei in Berlin. Er avancierte zum Größten seiner Zunft im deutschen Kaiserreich. Die angebotene Serie seiner Entwürfe von 1889 – alle im gleichen Format der später verausgabten Marken – ist erhalten geblieben. Über den Weg dieser Fotoessays in den bis jetzt vergangenen 135 Jahren ist bekannt: Anfang der 1890er Jahre hatte sie Voigt verschenkt. In den 1980er Jahren tauchte die einmalige Garnitur bei einer Auktion auf. Der Käufer zahlte damals inklusive Gebühren 5750 DM. Jetzt – eine Generation später – ist diese historische Kostbarkeit der deutschen Philatelie wieder zu haben.
Jeder Sammler in Deutschland hat schon vom „Sachsen Dreier“ gehört, der ersten Briefmarke Sachsens zu 3 Pf. Dass auch Überlegungen bestanden, einen Wert zu 6 Pf in der gleichen Zeichnung wie die 3 Pf herauszugeben, dürfte hin- gegen vielen unbekannt sein. Ein Kanzleibogen wurde dazu doppelt gefaltet, auf einem Viertel wurde am Oberrand handschriftlich die Datierung „18. 2.(1)850“ angebracht. Unter dem Datum plaztierte der Künstler drei Farb- proben in dunklen Grüntönen und darunter in einer der Grünnuancen das Markenbild der „grünen 6“. Dieser Entwurf gelangte auf der IPOSTA 1930 in den Besitz von Friedrich Wichmann. Über das „Institut für Philatelie“ in Cottbus gelangte es später in Privatbesitz und kann nun bei Schlegel offeriert werden.
Ab 1943 flogen amerikanische und britische Bomberverbände Großangriffe auf deutsche Großstädte. Ein geregeltes Leben wurde in den angegriffenen Städten unmöglich, Schüler und Schülerinnen waren in besonders starkem Maße betroffen. Eine gigantische Evakuierungsorganisation sorgte dafür, dass Hunderte von Schulklassen mit ihren Lehrern aus den Großstädten in Gebiete verlagert wurden, die von den alliierten Bomberverbänden nicht erreicht werden konnten. Ideal geeignet war das Generalgouvernement. Die Post aus den Lagern der sogenannten erweiterten Kinderlandverschickung (KLV) im Generalgouvernement 1943/1944 trug ein Sammler zu der vermutlich inhaltsreichsten Kollektion dieses Gebietes zusammen – historisch bedeutende Poststücke, die jetzt unter den Hammer kommen.
Beachtung verdient auch eine einmalige Abart des Deutschen Reiches, die Freimarke der Serie „Berühmte Deutsche“ mit dem Kopfbild von Friedrich von Schiller in ungezähnter Erhaltung (MiNr. 387 U), zeitgerecht entwertet mit Handrollstempel vom Postamt München 1. Eine gestempelte Version der Abart ist im ak- tuellen MICHEL-Deutschland-Spezial-Katalog nicht gelistet.
Schon ein Exemplar der unverausgabten Bund-Sondermarke „Brot für die Welt“ aus dem Jahr 1961 mit Handstempel „Muster“ am Unterrand (MiNr. X) ist eine Toprarität dieses Gebietes. Wenige Stücke sind auch ohne diesen Handstempel in Umlauf (MiNr. X F), deren Herkunft allerdings unklar ist. Das gilt nicht für den 50er-Schalterbogen der Bund MiNr. X F, den Schlegel jetzt versteigern kann. Denn dieser stammt nachweislich aus dem Besitz des ehemaligen Bundespostministers Richard Stücklen.
Abgesehen von seltenen Abarten und anderen Besonderheiten ist der berühmte Posthorn-Satz in postfrischer Erhaltung das Prunkstück einer Bund-Sammlung. Einzelne Sätze in tadelloser Erhaltung sind immer wieder zu bekommen. Das Nonplusultra ist aber ein kompletter postfrischer Bogensatz bei Schlegel, absolut farbfrisch und in Luxusqualität.
Abschließend sei ein weiteres Los der 35. Schlegel-Auktion vorgestellt, das 50 Jahre früher entstand: das Vineta-Provisorium. Wegen eines Mangels an 3-Pf-Marken wurden 1901 auf dem Kreuzer „Vineta“ 300 5-Pf-Marken halbiert und mit einem violetten Handstempelaufdruck „3PF“ versehen. Versteigert wird eine literaturbekannte Seltenheit dieser Aushilfsausgabe, ein Paar aus der linken oberen Bogenecke, dessen linke Marke einen kopfstehenden Aufdruck trägt. Entwertet mit dem Stempel „KAIS. DEUTSCHE MARINE-SCHIFFSPOST 2/5 01“, gehört es zu den größten Seltenheiten der Deutschland-Philatelie.
Internet: www.auktionshaus-schlegel.de