378. Heinrich-Köhler-Auktion: Herkunft und Schönheit trieben die Preise nach oben!
Vom 21. bis 26. März 2022 fand in Wiesbaden die viel beachtete Frühjahrsauktion von Deutschlands ältestem Briefmarken-Auktionshaus Heinrich Köhler statt. Es war eine überaus erfolgreiche Woche mit zahlreichen Höhepunkten, gekrönt von der Fortsetzung der Versteigerungsserie „Altdeutsche Staaten“ aus der Sammlung ERIVAN am Auktionssamstag. Das umfassende Angebot von Altdeutschland bis Übersee war in nahezu allen Bereichen stark nachgefragt und diverse Bietergefechte zeugten von der Begeisterung der Sammler und Händler. Am Ende standen zahlreiche außergewöhnliche Zuschläge, die das große Interesse nach hochwertiger Philatelie und Postgeschichte eindrucksvoll belegen.
Glanzstücke Altdeutschlands
Das außergewöhnliche Spitzenprogramm hatte für nahezu Jeden etwas zu bieten, wobei vor allem die Sammelgebiete Altdeutschlands und der internationalen Klassik hoch im Kurs standen. So die Sammlung „Bayern ab 1849“ von Eliahu Weber“ (Teil 2), die mit hervorragenden Ergebnissen und großen Steigerungen beeindruckte. Stellvertretend genannt sei eine Drucksachenschleife mit zwei „Schwarzen Einsern“ (Los 7018 – Zuschlag: 36 000 Euro), eines von drei Losen, das seinen Ausruf von 10 000 Euro mehr als verdreifachen konnte! Den Spitzenzuschlag der Sammlung von 50 000 Euro sicherte sich eine Mischfrankatur der 1 Kr. schwarz im Dreierstreifen mit 3 Kr. blau (Los 7019) – ein Highlight für jeden Liebhaber der Bayern-Philatelie.
Begehrenswerte Seltenheiten der Klassik wurden unter anderem auch mit den „Sammlungen Rolf Rohlfs“ präsentiert. Die Lose der Kollektionen „Internationale Postverbindungen über Triest“ (Teil 2) und „Österreich – Erste Ausgabe in Ungarn verwendet“ (Teil 2) stießen erneut auf großes Interesse und boten zahlreiche Glanzpunkte der Auk-tionswoche. Ein Brief aus Dresden nach Canton/China via Triest erzielte einen Zuschlag von 56 000 Euro (Los 6036 – Ausruf: 25 000 Euro). Eine einzigartige Mischfrankatur Österreichs mit einer Marke Großbritanniens nach Batavia/Niederländisch Indien wurde auf stolze 75 000 Euro gesteigert (Los 6016 – Ausruf: 40 000 Euro). Und dies sind nur zwei Beispiele hervorragender Spezialsammlungen, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Denn auch die übrigen Kollektionen sowie das umfangreiche Angebot im Hauptkatalog waren in weiten Teilen heiß begehrt und glänzten mit hohen Zuschlägen.
Zum Abschluss der Auktionswoche sorgte das spektakuläre Angebot „Altdeutsche Staaten“ aus der „Sammlung ERIVAN“ für Aufsehen. Insgesamt 287 Pretiosen kamen unter den Hammer. Die einmalige Zusammenstellung herausragender Einzelstücke vereinte Schönheit, Qualität und Seltenheit, und der Ausruf von 611 000 Euro wurde mehr als verdreifacht auf einen Gesamtzuschlag von über zwei Millionen Euro! Intensive Gefechte zwischen den anwesenden Bietern im voll besetzten Auktionssaal mit Telefon- und Online-Bietern waren an der Tagesordnung und gipfelten in teils sensationellen Zuschlagsergebnissen. Der legendäre Sachsen Dreier mit einem Startgebot von 80 000 Euro erzielte 260 000 Euro und war damit das teuerste Stück des Tages (Los 230). Ein badischer Ersttagsbrief wurde von 25 000 Euro auf 210 000 Euro gesteigert (Los 3). Ein Thurn-&-Taxis-Liebhaber steigerte Los 264, einen waagerechten Dreierstreifen der 3 Kreuzer von 1852 auf Brief aus Gammertingen mit dem seltenen stummen Stempel in roter Farbe, auf sagenhafte 105 000 Euro (Ausruf: 25 000 Euro) – der zweithöchste Zuschlag, der jemals für ein Stück aus dem Sammelgebiet Thurn & Taxis erzielt wurde. Heiß umkämpft war auch eine Frankatur der 3 Grote von Bremen mit linkem Bogenrand auf Brief (Los 41). Das seltene Stück konnte seinen Ausruf von 8000 Euro um mehr als das Sechsfache steigern und wurde für 50 000 Euro zugeschlagen.
Provenienz und Ästhetik im Fokus
Neben der allgemein hohen Nachfrage nach seltenen Briefen und Marken bestätigte sich einmal mehr der Trend bei hochwertigen Stücken zu Provenienzen. Die Wertschätzung der „philatelistischen Stammbäume“ und die genaue Kenntnis der Herkunft eines Stückes aus bedeutenden Kollektionen namhafter Sammler erweisen sich in vielen Fällen als entscheidendes Kaufargument und treiben die Preise in die Höhe. Die Provenienz darf zurecht als eine Art „Ritterschlag“ für ein seltenes Stück bezeichnet werden.
Ein weiterer Trend, der sichtbar zunimmt, ist das Sammeln nach ästhetischen Gesichtspunkten. Dabei wird der Erwerb von Briefen und Brieffrankaturen auch aus dem „Blickwinkel“ von Kunstsammlern entschieden. Wie am Beispiel der Lose der ERIVAN-Auktion zu sehen, ist es vielfach die Kombination von Ästhetik und Seltenheit, die viele Bieter beflügelt. Dies gilt insbesondere für neue Sammler, die in den letzten Jahren auf den Plan getreten sind und das Preisniveau für die Raritäten der Altdeutschen Staaten in bislang nicht gesehene Sphären treiben.
Alle Ergebnisse der 378. Heinrich-Köhler-Auktion sind unter www.heinrich-koehler.de verfügbar.