383. Heinrich-Köhler-Auktion: Philatelie, Postgeschichte und „Verpasste Gelegenheiten“
Die Frühjahrsversteigerung der Firma Heinrich Köhler vom 14. bis 15. und 18. bis 23. März 2024 wird eine Mammutveranstaltung. An acht Tagen kommen insgesamt 7500 Lose unter den Hammer, die in 13 Katalogen präsentiert werden. Der Schwerpunkt liegt auf der deutschen Philatelie und Postgeschichte, wobei die Klassik und die Semi-Klassik dominieren. Ein letztes Mal gibt es Stücke aus der jetzt schon legendären ERIVAN-Sammlung. Auch das internationale Angebot braucht sich nicht zu verstecken, wie Sonderteile zu Dänisch-Westindien und Chile zeigen.
Weit gespannter Bogen
Alleine elf Sonderkataloge widmen sich bestimmten Gebieten. Einer davon enthält „Verpasste Gelegenheiten“ und Sammlungen von Bayern und anderen Altdeutschen Staaten aus der ERIVAN-Kollektion. Es ist die 11. und letzte Gelegenheit, Stücke aus dem Besitz von Erivan Haub zu erwerben. Was diese Auktion so spannend macht, ist die Tatsache, dass alle bisher unverkauften Lose der ersten zehn Auktionen mit Gebot (10 Euro) ausgerufen werden. Dazu gehört auch die größte bekannte Mehrfachfrankatur des „Schwarzen Einsers“ von Bayern, ein senkrechter 6er-Streifen auf Brief mit Mühlradstempel „272“. Ein weiterer Sonderkatalog enthält den 3. Teil der Sammlung Erik B. Nagel. Sie deckt Deutschland aus dem Zeitraum 1849 bis 2000 ab. Die Spanne reicht von Raritäten der Deutschen Kolonien bis hin zum Verkehrsausstellungs-Block der Bundesrepublik. Frankaturen und Postgeschichte des Großherzogtums Baden bringt die Sammlung von Klaus Peter Geis. Dazu gehören einmalige und spektakuläre Mischfrankaturen sowie seltene Destinationen. Postgeschichte und Social Philately des Königreichs Bayern von 1806 bis 1875 enthält das Objekt von Oliver Reifenrath. Zu den Blickfängen zählt ein eingeschriebener Trauerbrief des Hofsekretariates von König Ludwig II an den Bürgermeister von Nizza, zwei Wochen nachdem Ludwig I dort gestorben war. Der 3. Teil der Sammlung „Freie Hansestadt Bremen“ von Karl-Hillard Geuther zeigt einen seltenen Brief mit der 5 und 10 Grote nach Havanna sowie eine rare Doppelfrankatur der 5 Grote. Eine der ganz großen Helgoland- bzw. Hamburg-Raritäten findet sich im 2. Teil der Sammlung von Dr. Hans Friedrich Häuser, zwei Hamburg MiNrn. 4 auf Brief von Helgoland über Hamburg nach Preußen. Der 7. Sonderkatalog bleibt mit der Sammlung „Schleswig-Holstein 1850–1867“ von Rolf Beyerodt im Norden. Auf Liebhaber warten die MiNr. 2 auf außerordentlich seltenem Bahnpost- Brief und einer der wenigen bekannten Briefe mit der MiNr. 5 II. Der Brustschildezeit hatte sich Michael Rehme verschrieben, aus dessen Sammlung der 2. Teil zu haben ist. Spitzenstücke sind eine Vier-Farben-Frankatur nach Mexiko und eine 2 Groschen kleiner Schild auf telegraphischer Depesche. Beachtung verdient auch der Sonderkatalog „Luft- und Zeppelinpost“ mit Belegen aus der Sammlung der Familie Sieger. Einer davon ist auf Seite 47 abgebildet. Der 10. Sonderkatalog beinhaltet die Sammlung „Waldersee“ mit der Deutschen Post Marokko und in der Türkei. Hervorzuheben sind bei der Türkei Vorläufermarken, u. a. auf vollständiger Drucksache ab Konstantinopel, und eine Karte aus Marokko mit weißem Zensurzettel „Sendung beim Postamt Antwerpen vorgefunden …“. Der „Baghira“-Sammlung „Danish West Indies 1806–1917“ ist der letzte Sonderkatalog vorbehalten. Hier fallen vor allem Mischfrankaturen aus St. Thomas ins Auge.
Das Angebot im Hauptkatalog ist so reichhaltig, dass er zweigeteilt werden musste. In dem Katalog mit Einzellosen sind einige Sonderteile enthalten: „Chile – The Colon Issues (part II)“, „Summer Olympic Games – The Fredrik C. Schreuder Collection (part II)“, „Die Lippischen Fürstentümer, Deutschland ab 1849 – Die Sammlungen Gustav Strunk (Teil II)“, „Departements Conquis – Die Sammlung Wilma Droemont“, „Einschreibebriefe der deutschen Auslandspostämter und Kolonien (Teil III)“, „Deutsch-Südwestafrika – Stempelsammlung auf Privater- und Feldpost“, „Posthorn Spezial“, „Deutsche Post in China und Kiautschou – Die Transsibirische Eisenbahn und Kriegspost – Die Sammlung Dr. Heinz Findeiss“ und „Volkswagen – ein Deutscher Mythos – Die Sammlung Dr. Edo-Meino Eden“. Letztere enthält die einzig bekannte Mischfrankatur Braunschweig/Sachsen, doch dem Sammler ging es mehr um die Social Philately, denn der Brief, auf dem sich die Mischfrankatur befindet, lief an die Gräfin von der Schulenburg. Deren Familie musste ihren Besitz in Wolfsburg abgegeben, damit das KdF-Werk gebaut werden konnte.
Internet: www.heinrich-koehler.de