49. Gärtner-Auktion: Große Bietergefechte in langen Auktionsnächten
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Besonders war die 49. Auktion des Auktionshauses Gärtner in Bietigheim-Bissingen vom 22. vom 26. Februar 2021 allemal. Situationsbedingt wurden neben der Banknoten- und Münzauktion zusätzlich auch bei „Australien“, „Wells Fargo“ und der Sektion „Nachlässe“ Online-Live-Auktionen durchgeführt und hierbei eine starke Nachfrage verzeichnet. Täglich von 8 Uhr morgens bis spät in die Nacht erkämpften sich rund 4600 Bieter aus aller Welt, darunter viele Telefon- und Onlinebieter, Tausende schöne Stücke und einige Highlights.
VR China zieht an
Das Grafik-Team des Auktionshauses Christoph Gärtner hat über 350 Scananfragen, meist zu Sammlungslosen, bearbeitet. Zudem standen über 140 000 Bilder online zur Verfügung, die bei dem weltweiten Publikum großen Anklang fanden. Trotz der coronabedingten Einschränkungen also gute Voraussetzungen für eine rege Beteiligung. Dies schlug sich in großen Steigerungen in fast allen Rubriken und einem bemerkenswerten Umsatz von über 8 Millionen Euro (inkl. Aufgeld, ohne Steuern) nieder. Der Nachverkauf, der noch bis zum 12. April läuft, dürfte das Ergebnis noch weiter nach oben schrauben.
Eine der Erkenntnisse der Versteigerung war, dass die Preise für VR China auf breiter Front angezogen haben. Das Beispiel zur Untermauerung dieser Aussage liefert Los 5425, ein inoffizieller Ersttagsbrief mit den MiNrn. 977-981 und Zusatzfrankatur auf der Rückseite von Peking nach London. Mit 2200 Euro geschätzt, stieg die Luftpost-Drucksache auf sagenhafte 10 000 Euro.
Die letzten beiden, nicht mehr zur Herausgabe gelangten Sondermarken des Dritten Reiches – NSKK und NSFK zu jeweils 12+38 Rpf – konnten für 36 500 (30 000) Euro zugeschlagen werden. Es wurden nur wenige Einzelexemplare per Handpresse von der Staatsdruckerei Wien für Vorlagezwecke hergestellt und auf Vorlagekartons montiert. Von einem solchen stammten auch diese beiden Stücke. 12 000 (10 000) Euro brachte eine Rarität der Britischen Besetzung von Deutsch-Neuguinea, nämlich die Abart MiNr. 1 II K PF auf Briefstück mit übergehendem ovalen Datumsstempel von Rabaul. Es ist bis jetzt das einzige bekannte Exemplar dieser Marke.
Christoph Gärtner, der ursprünglich mit einem Versandhandel für Ganzsachen seine Karriere als Berufsphilatelist begonnen hat, bedient auch in diesem Segment seine Kundschaft immer noch mit ausgefallenen Stücken. Dazu gehörte eine rosafarbene 1d+1d-Doppelkarte von Australien aus 1911, bei der die Außenseite aus chamoisfarbenem Papier und die Antwortseite aus weißem Papier besteht. Die ungebrauchte Ganzsache sprang von 1500 auf 8800 Euro. Von 2500 auf 8000 Euro kletterte ein russischer Ganzsachenumschlag 20k. blau mit Aufdruck „Eesti/(Rakwere)/ 15“, entwertet mit Doppelkreisstempel „WESENBERG ESTL.“ 1918.
Gefragt waren auch interessante Sammlungen, Posten und Partien. 212 600 Euro (inkl. Aufgeld, ohne Steuern) erlöste ein Bestand Portugal-Briefmarken, der, in Kartons sortiert, die ersten 100 Jahre der Portugal-Philatelie umfasste. Eine umfangreiche und offensichtlich fast vollständige ungebrauchte Sammlung der schwedischen Postwertzeichen, Dienstmarken, Portomarken und Militärmarken stieg von 5000 auf 15 500 Euro.
Eine recht seltene Banknote der Bundesrepublik konnte ebenfalls einen hohen Zuschlag verbuchen. Es handelte sich um eine 50 DM 1948 „Liberty“ (Ro.248a), die von 3500 auf 8200 Euro davonzog. Die 20-Mark-Münze Friedrich Wilhelm 1874 A (Jaeger 238) sprang von 1000 auf 10 500 Euro.
Christoph Gärtner und sein Team freuen sich bereits auf die Jubiläumsauktion vom 21. bis 26. Juni 2021. Die Planungen und Vorbereitungen zur 50. Auktion laufen auf Hochtouren.
Internet: www.auktionen-gaertner.de