67. Aix-Phila-Auktion: Eldorado für Liebhaber der Bogenrandsignaturen
Bogenecke der Berlin MiNr. 219 U mit Formnummer 2.
Ein breites Spektrum der Philatelie bietet die 67. AIX-PHILA-Auktion, die vom 20. bis 23. Januar 2021 live-online aus Aachen durchgeführt wird. Schwerpunkte finden sich einmal mehr bei den deutschen Sammelgebieten. Dazu gehören die Brustschilde des Deutsches Reiches und Ausgaben des Zweiten Weltkrieges, u. a. aus dem Sudetenland und Mährisch-Ostrau. In einem Sonderkatalog kommt die Referenzsammlung mit Bogenrandzudrucken des Saarlandes, der Bundesrepublik und Berlin von Günther Schwarz unter den Hammer. Annähernd 1000 Einzellose mit Stücken, die kaum auf dem Markt zu finden sind, warten auf neue Liebhaber – die meisten davon gegen „Gebot“!
Lebenswerk eines Forschers
Weit über 50 Jahre hat Günther Schwarz auf dem Gebiet der Bogensignaturen der Bundesrepublik, von Berlin und der OPD Saarbrücken geforscht und eine einmalige Referenzsammlung zusammengetragen, bei deren Betrachtung man nur ins Staunen kommen konnte. Einem größeren Sammlerkreis wurde er durch seine Spezialkataloge zu Formnummern und Bogenzählern, unterstützt durch entsprechende Hinweise im MICHEL-Deutschland-Spezial-Katalog, bekannt. Bereits 1966 gab er den ersten Spezial-Katalog der Bogensignaturen der Bundesrepublik und West-Berlin heraus. Heute noch Standard sind seine in den 1990er Jahren erschienenen Werke zu den Formnummern der Bundesrepublik und von Berlin, die auch der Autor dieser Zeilen regelmäßig für seine Artikel zu Rate zieht. Für Spezialsammler dieses Gebietes ergibt sich am 20. Januar 2021 die wohl einmalige Gelegenheit, nach langer Zeit des Suchens die eine oder andere Lücke zu füllen. Das Auktionshaus AIX-PHILA hat weder Aufwand noch Kosten gescheut, um die Sammlung gebührend in einem eigenen Sonderkatalog zu präsentieren. Zu den knapp 1000 Positionen gehört eine ungezähnte Bogenecke Berlin MiNr. 219 U (Alt-Berlin 10 Pf) mit Formnummer 2, die mit 200 Euro an den Start geht. Ein Paar der 25 Pf Bund Posthorn mit Hausauftragsnummer und Zusatzfrankatur auf Päckchenadresse beginnt ebenfalls mit 200 Euro, zwei Eckrandsätze Marienkirche Lübeck mit einfacher bzw. doppelter Bogenkontrollnummer sind mit 400 Euro angesetzt. Besonders stark ist die Heuss-Serie mit einer Fülle von Druckerzeichen, Hausauftragsnummern und Formnummern vertreten: Die 40 Pf mit Nr. 4 wird mit 200 Euro ausgerufen, die 70 Pf mit der gleichen Nr. und neuestem Fotoattest beginnt mit 400 Euro und ein Ersttagsbrief mit einer Bogenecke der 3 DM mit 500 Euro. Die sehr seltene Variante der 10 Pf Jugend Schmetterlinge (Bund MiNr. 377) ohne Formnummer soll wenigstens 100 Euro einspielen. Daneben werden auch Besonderheiten wie bessere Korrigierte Bogenwertzähler, Bogenränder mit Steuerstrichen, Plattennummern und Ahnliches angeboten, praktisch alles, was es an postalischen Vermerken auf den Bogenrändern so gibt.
Mondbrief von Apollo 15
Im Hauptkatalog präsentiert sich das Deutsche Reich sehr stark. Bei den Brustschilden startet ein ungebrauchter Viererblock der 2 Kreuzer Kleiner Schild (MiNr. 8) mit 700 Euro, ein weiterer Viererblock der 18 Kreuzer (MiNr. 11) mit 600 Euro. Das Saargebiet ist mit einer Fülle Aufdruckmarken herausragend vertreten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden diverse Ausgaben aus dem Zweiten Weltkrieg mit u. a. etlichen Seltenheiten aus dem Sudetenland bzw. Mährisch-Ostrau. Annähernd 200 Belege aus dem Generalgouvernement, post- wie zeitgeschichtlich gleichermaßen bemerkenswert, bieten Interessenten dieses Gebietes so manche Gelegenheit, ihre Sammlung zu bereichern. So geht eine telegrafische Postanweisung nebst Telegramm aus 1944 mit 200 Euro ins Rennen, eine portofreie Postsache vom Abholpostamt Lodsch (Lodz) mit 150 Euro (Lodsch gehörte übrigens nur wenige Tage zum Generalgouvernement). Einige seltene Zensurbriefe aus der Französischen Zone oder Belege „Gebühr bezahlt“ dürften genauso ihre Abnehmer finden wie die sehr raren Typen AM-Post MiNrn. 32 aCz und 33 aAz jeweils in gestempelten Viererblocks, die mit 900 bzw. 800 taxiert sind. Eine der seltensten Varianten der Notopfermarke, die MiNr. 7 in postfrischer Erhaltung, wird mit 1500 Euro ausgerufen.
Bei den europäischen Staaten fallen mehrere Bogensätze „Kinderhilfe“ aus den 1930er Jahren auf, deren Startpreise noch viel Luft nach oben lassen. Österreich bietet neben einigen Besonderheiten aus den 1920er Jahren zwei WIPA-Blocks postfrisch bzw. mit Sonderstempel zu 700 bzw. 900 Euro Ausruf. Die erste polnische Marke ist gleich mehrfach vertreten, u. a. auf Briefen aus Warschau und Kirbaty (Ausruf 400 bzw. 500 Euro). Die Volksrepublik China glänzt mit einigen guten Serien und Blocks aus der Zeit vor, während und nach der Kulturrevolution, darunter Maos Lehrsätze (MiNrn. 966-976) mit 1000 Euro. Den Schlusspunkt bei den Einzellosen setzt ein Mondbrief aus 1971 mit Unterschriften der Astronauten Worden, Scott und Irwin, der mit 2000 Euro überaus zurückhaltend angesetzt worden ist.
Etwa 1200 Sammlungen, Posten, Lots und ganze Nachlässe bilden den Höhepunkt und Abschluss der Versteigerung. Ob eine Wunderkiste gegen „Gebot“, eine Schweizsammlung für 3000 Euro oder ein komplettes Regal mit Briefmarken: Es dürfte wohl kaum einen Sammler geben, der bei AIX-PHILA nicht fündig werden dürfte.
Internet: www.aixphila.de