Großartige Quoten auch ohne Saal-Bieter

Sprang von 200 auf 1100 Euro: GA-Karte 12 Gr des Generalgouver­ne­ments MiNr. P 5/08 mit Werbespruch „Telefon …“ und zusätzlichem Auf­druck „Postkarte“ von Rejowiec nach Detmold.

Aachen Mittelschwere Panik hatte sich in den letzten Wochen bei den Auktionatoren breit gemacht, mussten sie doch angesichts Corona und der damit verbundenen Beschränkungen ihre Auktionstermine verlegen oder (unsichere) neue Wege beschreiten. „Online-live“ lautete nun das Zauber­wort, also das Live-Mitbieten am heimischen PC vom Sofa aus. Würde diese Art der persönlichen Auktionsteilnahme auch Zu­spruch bei den doch überwiegend älteren Sammlern finden, denen man doch immer gerne unterstellt, sie lebten „computer-technisch“ hinter dem Mond? Groß war die Überraschung, dass sich diese Be­fürchtung nicht bestätigte – im Gegenteil! Überein­stimmend haben alle Kollegen, die ihre Auk­tionen in den letzten Wochen online-live durchgeführt haben, von hervorragenden Er­gebnissen berichtet.

Nicht anders lautet das Resümee der AIX-PHILA-Auktion. Dort hatte zunächst noch die Hoffnung bestanden, aufgrund des späten Auktionstermins (12. und 13. Juni) eine Saalauktion in der großen Aula der gegenüberliegenden Schule durchführen zu können. Corona und die Behörden waren dagegen, also eine Online-live-Auktion mit Hilfe von Philasearch, einer Firma, die bereits reich­lich Erfahrung mit diesem Format hat! Diese Entscheidung und der Entschluss, die Auk­tion um einen Tag zu verlängern, erwiesen sich dann als Volltreffer.

62 000 Euro betrug der Gesamtausruf der Baden-Sammlung eines westdeutschen Fa­brikanten, der besonderen Wert auf die Qualität seiner Marken gelegt hatte (siehe DBR 6/20, Seite 50). 161 Bieter waren gleich­zeitig live dabei und verhalfen dieser außergewöhnlichen Kollektion nach über 7 1⁄2 Stun­den zu einem Gesamtzuschlag von mehr als 170 000 Euro. Von den 667 in einem Son­derkatalog präsentierten Losen blieb kein einziges (!) unverkauft, und es waren nicht allein die großen „Kracher“ wie die 12 Kreu­zer Landpost, die 20 000 Euro erzielte, sondern die vielen, meist mit gestochen klaren Stempeln versehenen Marken und Briefe, die Resultate oft weit über dem Katalogwert erreichten. Ob 1000 Euro für eine MiNr. 1 a, 620 Euro für ein Paar der MiNr. 1 b, 290 Euro für ein Randstück der MiNr. 2, 840 Euro für einen Brief mit der MiNr. 10 a oder 1300 Euro für einen weiteren Beleg mit einem Paar der veilchenblauen 3 Kreuzer: Die Aufzählung würde Seiten füllen. Be­zeich­nend, dass das Titelstück, eine 18 Kreu­zer, bei einem Katalog­wert von 700 Euro mit 720 Euro zugeschlagen wurde. Ver­an­stal­ter, Einlieferer und Bie­ter (letztere naturgemäß zähneknirschend) waren jedenfalls be­geistert!

Außergewöhnliche Er­­gebnisse gab es auch beim Sudetenland: Der überdruckte Ma­saryk-Block von Karls­bad landete bei 4500 (2000) Euro, die Frei­marke zu 2,50 Kro­nen aus Konstantins­bad kletterte von 800 auf 2900 Euro und die Ausgabe „Kinder­hilfe“ aus Reichen­berg von 2500 auf 3800 Euro. Hier noch eine klei­ne Aufstellung weiterer bemerkenswerter Resultate: Los 1648, Danzig kleiner In­nen­dienst Viererblocksatz, Ausruf 1500 Euro, Zuschlag 3600 Euro; Los 2031, Ge­neral­gouvernement GA-Karte P5/08 gebraucht, Ausruf 200 Euro, Zuschlag 1100 Euro; Los 2338, Berlin Rotaufdruck Vierer­blocksatz, Ausruf 1500 Euro, Zuschlag 3500 Euro; Bun­desrepublik Markenheftchen 10 v, Ausruf 1000 Euro, Zuschlag 2600 Euro; Polen Mi­Nr. 1 auf Brief aus Warschau, Aus­ruf 400 Eu­ro, Zuschlag 2800 Euro.

Sammlungen und Posten waren ebenso heiß begehrt. Eine Partie alter Ansichtskar­ten aus Oberschlesien schoss von 1000 auf 9800 Euro, eine Sammlung Altdeutschland von 3000 auf 10 500 Euro, eine Kollektion WK II von 2000 auf 7000 Euro und eine Händler­partie Frankreich von 1500 auf 8600 Euro! Nicht weniger begehrt waren Objekte im zwei- und dreistelligen Bereich, die ebenfalls große Steigerungen erlebten.

Bei 641 angemeldeten Live-Bietern, bei ei­ner Gesamt-Verkaufsquote von mehr als 90%, und einer Zuschlagssumme von insgesamt 200% des Ausrufes also wirklich kein Grund zur Panik!

Internet: www.aixphila.de