250.-256. Corinphila-Auktion: Der geheimnisvolle 8er-Block der Waadt 5
Startet mit 50 000 Franken: der „erste Mirabaud Achter“ der Waadt 5 aus der Sammlung von Jack Luder.
Vom 7. bis 12. September 2020 lädt das Schweizer Traditionshaus Corinphila Auktionen zu einer Versteigerungswoche nach Zürich ein. Das vielschichtige und hochwertige Angebot umfasst über 5000 ausgesuchte Lose, die in einem Haupt- und sechs Sonderkatalogen präsentiert werden. Der Interessent findet darin nicht nur eine große Auswahl zur Weiterentwicklung der eigenen Sammlung, sondern auch neue philatelistische Herausforderungen wie British-Westindien, britische Postämter im Ausland oder österreichische und französische Post in der Levante. Mit knapp 1000 Losen bildet die Schweiz den Schwerpunkt. Im Mittelpunkt steht hier einer der „drei Musketiere“ des Klassikers Waadt 5.
Hochwertige Philatelie und Postgeschichte
Maskiert waren die Musketiere nach dem Roman von Alexander Dumas kaum zu unterscheiden. Auch die drei 8er-Blocks der Waadt 5, einer 1850 für den Postkreis Genf herausgegebenen Marke der Übergangszeit, sorgten zunächst für etwas Verwirrung. Paul Mirabaud rekonstruierte zusammen mit einem Sammlerkollegen um 1900 die 100 Positionen dieser Freimarke, wobei der 9er- (später zu einem 8er-Block verkleinert) und der 8er-Block, die er besaß, eine wertvolle Hilfe waren. Nach seinem Tod 1908 kamen die beiden Einheiten in den Handel und andere große Sammlungen. 1930 tauchte ein dritter 8er-Block auf, der seitdem als verschollen gilt. Die Provenienz der beiden „Mirabaud-Achter“ ist hingegen nachvollziehbar. Der „erste Mirabaud Achter“, von dem man zunächst irrtümlich annahm, er befände sich in der Sammlung von Alfred F. Lichtenstein, ging ab 1947 auf drei Corinphila-Versteigerungen. Zuletzt 2014, als ihn Jack Luder ersteigern konnte. Der „zweite Mirabaud Achter“ zierte tatsächlich die Lichtenstein-Sammlung und kam über dessen Tochter Louise Boyd-Dale wieder ans Licht. 1994 konnten Corinphila Auktionen auch ihn verkaufen. Der „erste Mirabaud Achter“ war eine der letzten Erwerbungen von Jack Luder, dessen Kollektion Altschweizer Kantonal- und Bundesmarken 1843–1863 seit einigen Jahren von Corinphila detailliert wird. Mit einem Schätzpreis von 50 000 Franken ist er das Topstück des VI. Teils, in dem u. a. noch ein literaturbekanntes Exemplar der „Basler Taube“ auf Brief (20 000 Franken) und zwei Mischfrankaturen der Poste Locale mit Rayon I bzw. II (15 000 bzw. 40 000 Franken) auf neue Liebhaber warten. Neben dem weiteren Sammlungsteil von Luder sind auch die späteren Ausgaben bis hin zur Moderne breit vertreten.
Der Sonderkatalog „Schweiz/Fürstentum Liechtenstein“ markiert das Ende der sechstägigen Veranstaltung. Los geht es am Montag Morgen mit dem 2. Teil der Besançon-Sammlung Großbritannien 1840–1910. Zahlreiche Probedrucke, begehrte Einzelstücke und Einheiten sowie Verwendungen suchen neue Besitzer. Zu Beginn des Sonderkataloges wird ein eigenhändig von Rowland Hill unterschriebener Brief für 250 Franken ausgerufen. Am Nachmittag kommt der 1. Teil der Dubois-Kollektion „Britische Postämter im Ausland“ unter den Hammer. Wer den über 200 Seiten starken Sonderkatalog durchblättert, wird überrascht sein, wie vielfältig dieses Sammelgebiet ist. Beginnend mit früher Post aus den amerikanischen Kolonien und den Vereinigten Staaten von Amerika spannt sich der Bogen über die Karibik, Mittel- und Südamerika sowie Afrika bis nach Asien, wo zwei frühe Briefe der Britischen Post auf Macao mit jeweils 20 000 Franken taxiert sind. Auch die Aktivitäten im mediterranen Raum werden ausführlich belegt. Die Philatelie von Britisch-Westindien steht im Mittelpunkt des 2. Auktionstages. In einem weiteren Sonderkatalog wird der 1. Teil aus der Besançon-Sammlung dargeboten. Der Mittwoch ist zunächst dem Hauptangebot mit Großbritannien, den Britischen Kolonien und „The Rhodesias“, der philatelistischen Geschichte einer Region im südlichen Afrika, vorbehalten. Am späten Nachmittag folgt die Auflösung der Werner-Schindler-Sammlung „Österreichische Post in der Levante“, in der 200 Jahre Postgeschichte im Orient verarbeitet sind. Den Abschluss bildet am frühen Abend die 2. ERIVAN-Auktion „Österreich & Lambardo-Veneto. Neben einzigartigen Stücken wie z. B. einem waagerechten 16er-Block der Österreich MiNr. 5 Y mit Stempel CZERNOWITZ in der Bukowina (heute Ukraine) auf Briefstück (15 000 Franken) und Stempelraritäten sind es die vier Andreaskreuze von Lombardei-Venetien, die für Aufsehen sorgen werden. Das Spitzenstück, ein waagerechter 3er-Streifen der 5 c. mit rechts anhängendem Andreaskreuz auf Brief von Padua nach Venedig, geht mit 100 000 Franken ins Rennen. Am Donnerstag und Freitag komplettieren weitere Lose aus dem Hauptkatalog (Europa, Asien, Afrika und Amerika) das Angebot.
Internet: www.corinphila.ch