250.-256. Corinphila-Auktion: Anhaltender Trend für Klassik und Semiklassik ungebraucht
Für 55 000 Franken zugeschlagen: Ungebrauchter/postfrischer 4er-Block der nicht verausgabten Großbritannien-Dienstmarke Gibbons Nr. VI.
„Das grenzt ja an den Wahnsinn, was da beboten wurde …“, so der O-Ton eines Corinphila-Kunden nach dem Verkauf der philatelistischen Pretiosen der Schweizer Klassik. So mochte wohl der ein oder andere Sammler gedacht haben, der die Versteigerungswoche bei Corinphila in Zürich Revue passieren ließ. Denn auch für die zahlreichen Sammelgebiete von Europa bis Übersee, die vom 7. bis 12. September 2020 mit einem großen Angebot zum Ausruf kamen, herrschte eine im wahrsten Sinne hervorragende Nachfrage. Das Preisniveau war in weiten Teilen bemerkenswert, und die durch das Corona-Virus erschwerten Begleitumstände aufgrund behördlicher Auflagen taten der positiven Stimmung keinen Abbruch.
Übertroffene Erwartungen
Das Team der Corinphila hatte alle notwendigen Vorkehrungen getroffen und seinen Kunden gemäß den gebotenen Richtlinien die sichere Saalpräsenz ebenso ermöglicht wie eine Aufstockung der Kapazitäten für Telefongebote. Diese waren neben der erneut sprunghaft angestiegenen Beteiligung per Online-Live-Bieten über das Internet stark gefragt, und so kam es zu manchen Telefonduellen, wie man sie nur selten erlebt hat. Am Auktionssamstag kam sogar ein zweiter Auktionssaal im Besichtigungsbereich zum Einsatz, der einigen zusätzlichen Besuchern die Live-Teilnahme per Direktverbindung in den Auktionssaal eröffnete. Die Stimmung war in jeder Hinsicht positiv, und die Corinphila-Kunden freuten sich sichtlich über die persönlichen Kontakte, die Fachgespräche sowie die Möglichkeit der Teilnahme an einer bemerkenswerten Auktion.
Bereits seit geraumer Zeit hält sich die hohe Nachfrage nach ungebrauchten Markenausgaben der Klassik – ein anhaltender Trend, der über verschiedenste Sammelgebiete hinweg zu erstaunlichen Zuschlagsergebnissen führt, wie die vergangene Versteigerungsserie erneut unter Beweis stellen konnte.
Eine vergleichbare Entwicklung ist auch im Bereich der Semiklassik erkennbar, die sich ebenfalls bei vielen Sammlern einer großen Beliebtheit erfreut. Beispielhaft genannt seien die Lose des Sammelgebietes Rhodesien, das ein sensationelles Preisniveau erreicht hat, mit Zuschlägen teils jenseits der Stanley-Gibbons-Katalognotierungen. Die Nachfrage nach den Angeboten Großbritanniens bzw. des British Commonwealth war allgemein sehr hoch und mit den Sonderkatalogen „Großbritannien“ und „Britisch Westindien“ aus der Sammlung Besançon sowie „Britische Auslandspostämter“ aus der Kollektion Dubois hervorragend vertreten.
Gleiches galt für das Sammelgebiet Österreich, das mit der „Sammlung ERIVAN“ sowie der Kollektion „Österreich Levante“ von Werner Schindler eine einmalige Offerte umfasste, die ebenfalls in zwei luxuriösen Sonderkatalogen präsentiert wurde. Die beiden Ausnahmesammlungen sorgten dementsprechend für großes Aufsehen, nicht zuletzt aufgrund des Spitzenzuschlags von Los 7080, dem Dreierstreifen der 5 C. mit Andreaskreuz auf Brief aus der Sammlung ERIVAN. Das weltbekannte Titelstück des Sonderkataloges wurde für sensationelle 183 000 Franken (inkl. Aufgeld) verkauft!
Diverse Bestmarken erzielten auch die eingangs erwähnten Lose der Schweizer Klassik mit zahlreichen Seltenheiten, die außergewöhnliche Preise erzielen konnten. Der erwartete Höhepunkt war schließlich die legendäre Waadt 5 im ungebrauchten Achterblock (Los 8009), der einem Sammler sagenhafte 128 100 Franken (inkl. Aufgeld) wert war.
Das umfassende Angebot internationaler Philatelie im Hauptkatalog konnte bis hin zu den „exotischen“ Sammelgebieten erneut Spitzenpreise erzielen. Auch hier galt der Fokus oftmals den ungebrauchten klassischen Ausgaben, die einmal mehr hoch im Kurs der Sammler und Händler waren.
Sprang von 20 000 auf 32 000 Franken: ungebrauchtes Paar der Turks- und Caicos-Inseln Gibbons Nr. 26 a. Das einzige bekannte Paar in Privathand hat prominente Vorbesitzer wie Philipp von Ferrari und Maurice Burrus.
Dies galt – über alle Sammelgebiete hinweg – insbesondere für Stücke mit bedeutender Provenienz. Die Erforschung des „philatelistischen Stammbaums“ seltener und wertvoller Stücke gewinnt in diesem Zusammenhang zunehmend mehr an Bedeutung. Das Wissen um die Herkunft sowie die Geschichte einer Marke und ihrer Vorbesitzer beflügeln das Interesse und die Fantasie der Briefmarkensammler. Dass eine seltene Marke oder ein interessanter Brief bereits die Kollektion eines berühmten Vorbesitzers krönte, steigert das Engagement der Bieter spürbar, wie sich vielfach zeigte. Aus diesem Grund betätigt sich das Auktionshaus Corinphila seit Jahren in der Provenienzforschung und pflegt eine bedeutende Registratur, die den Blick auf den philatelistischen Stammbaum zahlreicher Lose erst ermöglicht.
Ein unverzichtbarer Erfolgsfaktor der zurückliegenden Auktionsserie war einmal mehr das „Online-Live-Bieten“. In unsicheren Zeiten, die aufgrund von Reisebeschränkungen und gesundheitlicher Bedenken eine persönliche Anwesenheit bei einer Auktion erschweren, zahlt es sich aus, flexibel zu sein. Der sprunghafte Anstieg der Online-Teilnehmer belegt dies eindrucksvoll.
Internet: www.corinphila.ch