3800 Euro für seltenes „Notopfer Berlin“!
Aachen Eine Verkaufsquote von etwas mehr als 90 % des gesamten Angebotes (3924 Positionen) mit einer durchschnittlichen Steigerungsrate von knapp 80 % sprechen eine deutliche Sprache: Die 72. AIX-PHILA Auktion vom 8. bis 11. November 2023 war sowohl für die Einlieferer wie die Käufer und natürlich auch für die Veranstalter ein voller Erfolg, zumal neben zahlreichen Raritäten und Besonderheiten auch reichlich Standardmaterial am Start war.
Bei dem zwar kleinen, aber feinen Münzangebot wurde der Ausruf glatt verdoppelt, vorzugsweise bei Sammlungen aus der Kaiserzeit. Den Vogel schoss aber eine 28-bändige Sammlung Klein-, Kurs- und Sondermünzen aus der ganzen Welt ab, die sich mit 7600 Euro auf mehr als das Zwölffache des Startpreises hochkatapultierte. Großes Interesse auch für Geldscheine: Eine kleine Kollektion Danzig beispielsweise kletterte hier von 700 auf 2200 Euro.
Marken und Belege deutscher Sammelgebiete vor 1945 erzielten oft beachtliche Resultate, so zum Beispiel eine Luftpostkarte mit 10 Pfennig E.EL.P von 1912 mit 1700 (700) Euro oder ein (etwas undeutlich) gestempelter Nothilfeblock mit 3300 (2000) Euro. Eine gezähnte postfrische Serie aus Oberschlesien, die sogenannte Insurgentenausgabe, wurde von 250 auf 660 Euro gesteigert, ein reichhaltiges Danzig-Angebot praktisch komplett verkauft. Kaum am Markt anzutreffen sind echt gelaufene Bedarfsbriefe Landesbotenpost der 10. Armee, die zum Ende des Ersten Weltkrieges aus dem besetzten Russland versandt wurden. Die rund zehn bei AIX-PHILA angebotenen Belege wurden durchweg zum doppelten bis dreifachen Startpreis zugeschlagen, eine einzelne Gebührenmarke diese Gebietes kletterte von 300 auf 820 Euro.
Bei der SBZ erzielte ein gestempelter Bogen des kleinen Weihnachtsblocks 1850 (1000) Euro. Zu den großen Raritäten Nachkriegsdeutschlands zählt ohne Zweifel eine Zwischentype der 2 Pf Notopfer Berlin (MiNr. 7) in postfrischer Erhaltung. Mit 3800 (1500) Euro musste der Käufer wahrscheinlich weit über seine Schmerzgrenze gehen, um diese nur in wenigen Stücken existente Marke für seine Sammlung zu ergattern. Großes Interesse bestand auch an Bogenrandzudrucken (Kontrollrat, Saar, Bundesrepublik, Berlin und DDR), die fast komplett bei teils beachtlichen Steigerungen zugeschlagen werden konnten. Klassische Philatelie bei den europäischen Ländern und bei Übersee war durchweg heiß begehrt. Die spektakuläre 5-Pfund-Marke Großbritanniens von 1882 erzielte 1400 (500) Euro, die sehr rare Dienstmarke 4 Skilling von Island in enger Zähnung – eine der seltensten Briefmarken Skandinaviens – landete bei 3000 (1700) Euro, und eine mit blauer Merkurmarke frankierte Zeitung von Temesvar nach Belgrad wurde nach heißem Bieterkampf mit 1600 (70!) Euro zugeschlagen. Die Dollarwerte der populären Kolumbusserie aus den USA in sauberer Bedarfserhaltung konnten beachtliche 1450 Euro erzielen.
Zahlreiche teils hohe vierstellige Resultate gab es im Sammlungsbereich, wobei die Startpreise in der Regel verdoppelt und verdreifacht wurden. Neben den deutschen Sammelgebieten galt das Interesse besonders Kollektionen und Partien aus Belgien, Frankreich, Österreich und der Schweiz sowie aus den alten englischen und französischen Überseegebieten. Entsprechend mager fiel die Rücklosliste aus!
Internet: www.aixphila.de