Erivan-Versteigerung bei Rauhut & Kruschel

Aus dem Erivan-Sonderkatalog von Rauhut & Kruschel: Einzig be­kannter Brief mit einer Plattennummer der preußischen Wappen-Ausgabe (Ausruf 5000 Euro).

(wm-pcp) Der Berichterstatter fühlte sich an ein Ereignis aus dem Jahr 1922 erinnert, das in seiner Art auch einmalig war. Denn damals bei der 4. staatlich angeordneten Versteigerung (14.-16. Juni 1922) der weltgrößten Briefmarkensammlung, die vormals im Besitz des 1917 verstorbenen Philipp von Ferrari gewesen war, bot ein Schwede namens Gustav Fellenius als Agent im Auftrag des bekannten Stockholmer Händlers Harry Wennberg auf alle Schweden-Lose, die häufig in Sammel- und Großlosen – von den meisten kaum beachtet – zu geringen Ansätzen zugeschlagen wurden. So erwarb Wennberg zu „Dumping-Preisen“ 496 gute und seltene Marken Schwedens (81% des Gesamtbestandes Schweden ex Ferrari), die er dann in seinem Stockholmer Geschäft für die an Philatelie interessierte Öffentlichkeit am 21. Oktober 1922 ausstellte und wiederverkaufte.

Diesem Beispiel scheint wohl auch der Mülheimer Versteigerer Harald Rauhut gefolgt zu sein, denn er bietet am 18. Oktober 2024 – also gut 100 Jahre nach der Ferrari-Versteigerung – 978 Lose (!) aus der Sammlung Erivan Haub an. Wie das wiederum möglich ist, schildert er selbst im Vorwort seines prächtig und aufwändig erstellten Hardcover-Sonderkataloges und verknüpft dies mit einigen persönlichen Erinnerungen:

„Der vorliegende Auktionskatalog enthält ausschließlich Lose aus der Sammlung Erivan Haub. Sie entstammen aus Teilen der Sammlung Haub, die ‚En-Bloc‘ verkauft wurden und nun durch mein Haus detailliert angeboten werden.

Erivan Haub war Kunde meines Hauses seit einer der ersten Auktionen 1989 … Alle in diesem Auktionskatalog angebotenen Stücke wurden von Herrn Haub als Einzellose auf Auktionen ersteigert, die ältesten Einkäufe dürften aus den 1960er Jahren datieren (Herr Schwenn berichtete mir kürzlich, dass Herr Haub schon Kunde auf seinen ersten Auktionen war) und der allergrößte Teil wurde vor dem Jahre 2000 ersteigert, so dass die jetzt angebotenen Stücke oft Jahrzehnte nicht auf dem Markt waren.

Viele Stücke sind Unikate, oder zumindest einmalig schön. Dass Schönheit nicht teuer sein muss, beweist unser Titelfoto stellvertretend für viele andere ‚kleine Kostbarkeiten‘ der Philatelie in diesem Angebot. Gerade der Preußen-Teil ist mehr als beeindruckend und weist eine Vielzahl von Stücken mit bekannter Provinienz auf, z.B. aus den Sammlungen Boker, Metzer, Kuphal und Gunn, aus denen Herr Haub zwischen 1987 und 1996 zahlreiche Lose ersteigerte. Eine Aufteilung auf zwei Auktionen wäre vielleicht kaufmännisch sinnvoller gewesen, hätte aber in meinen Augen den philatelistischen Reiz so stark gemindert, dass ich jetzt lieber die rund 1000 Lose in einer Auktion anbiete.“

Wer den Katalog mit seinen 223 Seiten durchschaut, wird Rauhut Recht geben. Es gibt unendlich viele Einzellose im zwei- oder dreistelligen Bereich, die alle eines gemeinsam haben: sie sind wunderschön! Und perfekt beschrieben – durch den Versteigerer selbst, der seit 1988 Berufsphilatelist ist, umfangreiche Karteien pflegt und eine der größten philatelistischen Bibliotheken in Deutschland besitzt. Kompetenz paart sich hier mit Format – und Format hat auch der Hauptkatalog dieser Versteigerung, der wie bei Rauhut bekannt, dieses Mal wieder mit 640 Seiten (18. Oktober: ca. 6.500 Einzellose weltweit; 19. Oktober: mehr als 3.000 Nachlässe, davon rund 500 gegen Gebot, und Sammlungen sowie Posten). 

Internet: www.rauhut-auktion.de