35. Schlegel-Auktion: Der einmalige Stücklen-Bogen erzielte 228 000 Euro!
Spannend verlief die 35. Versteigerung von Andreas Schlegel, die vom 25. bis 27. November 2024 im Berliner Hollywood Media Hotel durchgeführt wurde. Einen besonderen Fokus hatten die Bieter wieder auf den in einem Sonderkatalog offerierten 111 Exklusivitäten, und es wundert nicht, dass der höchste Zuschlag der dreitägigen Veranstaltung hier zu finden ist. Der komplette Bogen zu 50 Stück der nicht verausgabten Sondermarke „Brot für die Welt“ (Bund MiNr. X) ohne Muster-Aufdruck, der nachweislich aus dem Besitz des damaligen Bundespostministers Richard Stücklen stammt, erzielte einen Zuschlag von 190 000 Euro. Inklusive Aufgeld musste der Käufer beachtliche 228 000 Euro für das einmalige Stück bezahlen.
Enorme Steigerungen für Germania-Aufdrucke
Den Auftakt machten die in unserer November-Ausgabe (Seite 50) abgebildeten sieben Fotoessays der Reichsdruckerei aus dem Jahr 1899, die für 2250 Euro zugeschlagen wurden. Eine besondere Kostbarkeit der deutschen Inflationszeit stellen 15 Farbproben vom Druckstock des Motives „Schnitter“ ohne Wertangabe dar, für das ein Käufer 4000 Euro bot. Einen großen Sprung von geschätzten 1000-1200 auf 3300 Euro machte ein Essay der 1 M. Innendienst im Muster der 2 Mark in schwarzer Farbe auf sehr dünnem, durchscheinendem Papier. Von 350-500 Euro auf letztlich 1700 Euro zog ein Briefstück mit der 10 Gr. von Bremen mit Plattenfehler „Strich an der 0 der rechten Wertziffer 10 (wie Q)“ (MiNr. 8 A PF II). Den Schätzpreis sogar auf 5400 Euro verzehnfachen konnte der württembergische Ganzsachenumschlag MiNr. U 22, der mit den MiNrn. 37 a und 40 a als Auslands-Einschreiben von Stuttgart an die seltene Destination Bukarest lief. Begehrt war auch die MiNr. 21 c des Deutschen Reiches ungebraucht ohne Gummierung. Sie gehört zu den seltensten Brustschildvarianten und steigerte von 8000-10 000 auf 16 000 Euro. Mit großem Interesse wurde das Ergebnis einer 500 M. Queroffset mit liegendem Wasserzeichen (MiNr. 223 Y) erwartet, weil es sich erst um das zweite bekannt gewordene Exemplar dieser Inflations-Seltenheit handelt. Trotz einer nicht zeitgerechten Entwertung erzielte es 5400 Euro. 3900 (1500-2000) Euro spielte ein senkrechtes Paar der MiNr. 1 II wF der Deutschen Beset- zung im Zweiten Weltkrieg Frankreich/Dünkirchen ein. Dass auch modernes Material umkämpft war, zeigt nicht nur das Ergebnis für den eingangs erwähnten Stücklen-Bogen. Der postfrische 5-Pf-Wert der DDR-Sondermarke „Flagge der Lufthansa der DDR“ mit seltenem waagerechtem Wasserzeichen stieg von 2000-2500 auf 3800 Euro. Den Abschluss des Exklusivitäten-Kataloges bilde- ten einige Lose ausländischer Sammelgebiete. Hier gefiel eine in Warschau im Mai 1867 aufgegebene Drei-Farben-Frankatur der Russland MiNrn. 12, 13 und 15 nach Wien, die dort noch eine Nachsendefrankatur erhielt. Die Besonderheit schoss von 400-500 auf außergewöhnliche 4700 Euro.
Im Hauptkatalog waren es ebenfalls Marken des Deutschen Reiches, die für Begeisterung sorgten. Hier sprang eine gestempelte 10 Pf Germania im Kriegsdruck in der äußerst seltenen Farbe Dunkelrot (MiNr. 86 II g) von 1300 auf 6800 Euro (8160 Euro mit Aufgeld). Angeboten wurde auch ein postfrischer, ungefalteter Wagner-Satz (MiNr. 499-507) aus der linken oberen Ecke, die bei Sammler besonders begehrt ist. Das merkte man am Preis, denn der Satz steigerte von 2400 auf einen Zuschlag von 3300 Euro.
Große Beachtung erfuhr auch der Sonderkatalog „Polen“ mit rund 370 Positionen, deren Schwerpunkt auf den Aufdruckmarken Germania und den Lokalausgaben aus der Zeit des Dritten Reiches lag. Die Preissteigerungen waren meist enorm. Die Begeisterung der Bieter zeigte sich schon beim klassischen polnischen Material. So sprangen Einzelfrankaturen der MiNr. 1 a auf 2600 und 2900 Euro. Die Germania-Überdrucke MiNrn. 10 II C und 14 I auf Umschlag brachten 1400 (250) Euro, der Aufdruck MiNr. 15 I K postfrisch 2200 (800) Euro. Den Ausruf von 2400 Euro erzielte ein Wertbrief mit verschiedenen Germania-Aufdrucken, darunter auch zwei 4er-Blocks. Mit Ballonpost Przemysl beförderte gelbe Feldpostkorrespondenzkarten steigerten von jeweils 1000 auf 3100 bzw. 4200 Euro. Postfrische bzw. ungebrauchte Marken des Generalgouvernements mit dreizeiligem Aufdruck konnten mit 2700 Euro den Ausruf fast verdreifachen.
Internet: www.auktionshaus-schlegel.de