Markenheftchen „Fische“: Eine moderne Bund-Rarität?

Ratingen In der Dezember-Ausgabe (Seite 9) spekulierten wir über die Auf­lagenhöhe der Jugendmarken 2019. Erst kürzlich recherchierte Tho­mas Kall­wass für den Rundbrief des Ar­beits­krei­ses Markenheftchen (https://akmh.de) über dieses Thema und kommt zu an­deren Schluss­folgerungen, die wir an dieser Stelle gerne einem größeren Le­serkreis zugänglich machen wollen:
„Die Post gibt leider schon seit geraumer Zeit keine Auflagezahlen ihrer Brief­marken oder Markenheftchen mehr her­aus. Der letzte Jahrgang, für den Zah­len vorliegen, ist 2012. Es gibt jedoch die Jugendmarken, für die wir sehr konkrete Auflagenschätzungen vornehmen können. Denn die Stiftung Deutsche Jugendmarke veröffentlicht Jahres­be­richte, in denen die Zuschlags­erlöse ge­nannt werden. Wurden 2008 noch durchschnittlich 1,37 Millionen Sätze Marke verkauft (unter der vereinfachten Annahme, dass sich die Zuschlags­erlöse von 1,25 Euro pro Markensatz auf alle Marken des Satzes gleich verteilen), waren es 2017 nur noch 542 000 Sätze.

Am interessantesten sind jedoch die Jahre 2015 und 2019, in denen ein Mar­kenheftchen der Post mit den Ju­gend­marken erschien. 2015 waren Mar­ken mit einem Zuschlag von gleich 2,05 Euro im Heftchen enthalten, während ein Satz mit drei Marken 2019 nur auf 1,25 Euro kam. Man möchte meinen, dank Heftchen wären die Zu­schlags­erlöse 2015 gestiegen. Doch sie sind es nicht. Sie fielen gegenüber dem Vor­jahr um mehr als 20%. Es wurden rechnerisch nicht einmal 640 000 Sätze verkauft und damit sogar weniger als 2016, als es kein Heftchen gab.

Die stetig fallenden Zuschlagserlöse zei­gen einen ebenso stetig fallenden Be­darf für die Jugendmarken an. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es aus­gerechnet 2015 einen besonders nie­drigen Bedarf nach Jugendmarken aus Bogen und einen besonders hohen Be­darf nach Jugendmarken aus Heft­chen gegeben haben könnte, zumal die Heft­chen nur an den wenigen Philatelie-Schaltern verkauft wurden. Wir können daher davon ausgehen, dass die Kun­den, die in den Vorjahren und in den folgenden Jahren Jugend­marken kauften, dies auch in vergleichbarem Maße im Jahr 2015 taten. Zusätzlich zu diesem Basisbedarf ka­men dann noch Ver­käufe der Heftchen.

Bilde ich den Durchschnitt der (rechnerisch) verkauften Sätze zwischen 2015 und 2018, komme ich auf gut 606 000 Sätze pro Jahr. Das ist der Basisbedarf für Jugendmarken. Gehen wir davon aus, dass 2015 diese 606 000 Sätze verkauft wurden, lassen die von der Stif­tung gemeldeten Zuschlagserlöse nur Platz für rechnerisch 18 800 verkaufte Markenheftchen. Selbst wenn es doppelt so viele oder auch 50 000 wären, würden wir über ein Heftchen in Mini-Auflage reden, das im Auflagen-Ran­king gleich nach MH MiNr. 6 käme. Wer die vier enthaltenen Zusammen­drucke ohne Zierfelder dokumentieren wollte, musste vier Heftchen kaufen. Mit Zierfeldern sind es noch ein paar mehr.

Schaue ich bei eBay vorbei, so finden sich auch kaum Angebote des MH Mi­Nr. 100 oder der darin enthaltenen Mar­ken. Kein einziger Brief, eine wellenge­stempelte und eine kopfstehend ge­stempelte Marke, acht postfrische Heft­chen zum teils schon vielfachen Post­preis, zwei gestempelte Heftchen, drei postfrische und ein gestempeltes Heft­chenblätter und drei postfrische Zu­sam­mendrucke lassen sich finden.

Dagegen werden zum Beispiel die Sport-Heftchen MH MiNrn. 80 und 84 teils unter Postpreis und gleich mehrfach in kompletten postfrischen und gestempelten Zusammendruck-Kom­binationen angeboten. Auch auf Brief bekam ich Zusammendrucke relativ schnell.

Auf Brief und mit zeitgerechtem Stem­pel aus der damals gültigen Porto­periode dürfte es so gut wie keine Mar­ken aus dem MH MiNr. 100 geben. Das Heftchen kam am 6. August 2015 an die (Philatelie-)Schalter. Keine fünf Mo­nate später wurde das Porto für Stan­dardbriefe von 62 auf 70 Cent erhöht. Nicht viel Zeit, um die Marken einzusetzen. Lediglich die 145-Cent-Marke ließ sich noch als Einzelfrankatur nutzen. Zusammendrucke waren nie portogerecht als Einzel- oder Mehr­fach­frankatur einsetzbar.

2019 gelang übrigens die Trendwende und das 2019er-Heftchen MH MiNr. 115 dürfte sich bedeutend besser verkauft haben als sein Vorgänger MH MiNr. 100. Obwohl ein Jugendsatz weiter nur aus drei Marken bestand und im Heftchen auch nur drei Marken statt wie 2015 gleich sechs enthalten waren, stiegen die Zuschlagserlöse um 40%. Allerdings beinhaltet der Jahresbericht 2019 Erlöse bis Oktober 2019, während in den Vorjahren Erlöse bis Sep­tember berücksichtigt wurden.“

Letzte Klarheit wird man erst haben, wenn die Deutsche Post die Aufla­ge­zah­len veröffentlicht. Die Annahmen von Thomas Kallwass dürften vermutlich nä­her an der Wahrheit liegen.
Übrigens: Das MICHEL-Handbuch Mar­kenheftchen Alliierte Besetzung/Bund/ Berlin bietet der Schwaneberger Verlag für nur 40 Euro an. Im Handbuch findet sich ein Gutschein, mit dem das erste Jahr Mitgliedschaft im akmh gratis ist, was 30 Euro spart. Somit gibt es für nur 40 Euro den Katalog und ein Jahr akmh mit sechs Rundbriefen zum Thema Mar­kenheftchen, Zusammendrucke und Fo­lienblätter!